Neue Medien in der Schule
Lernen mit neuen Medien
Computer in der Schule - im Alltag überall gegenwärtig - führen in besonderer Weise dazu, dass sich die tradierten Konzepte der Schulen als immer weniger tragfähig erweisen. Immer häufiger spüren wir die Brüchigkeit gewohnter, vor kurzem scheinbar noch praktikabler Problemlösungen, vertrauter Orientierungen und erprobter Handlungsmuster des Unterrichtens.
In einem am Konzept der Instruktion orientierten Unterricht können Lernchancen, die die neuen Medien bieten, kaum entfaltet werden. Neuere Konzepte des Lernens sind erforderlich, wenn es in immer mehr Schulen darum geht, sinnvolle Konzepte für den Computereinsatz zu entwickeln.
Der Einsatz von PowerPoint bei Referaten, das Anhäufen von Informationen aus dem Internet und das Beschäftigen mit lustigen Lernprogrammen hat noch nichts ( ... oder eher im negativen Sinne?) mit Unterrichtsqualität zu tun.
Die letzten Jahrzehnte haben uns ein vertieftes Verständnis darüber gewinnen lassen, wie Wahrnehmen, Verstehen, Problemlösen, Lernen und Behalten sich vollziehen. Die Folge ist eine veränderte Sicht auf den Lernenden als Subjekt seiner Lernprozesse und eine veränderte Sicht darauf, wie Lernen organisiert werden kann und sollte.
Lernen, so zeigen uns die Erkenntnisse der Neurobiologie, der Kognitionspsychologie (und vielleicht auch die Beobachtungen, die wir machen können, wenn wir uns selbst beim Lernen aufmerksam beobachten...), vollzieht sich eben nicht als Reproduzieren des Vorgedachten, als übernehmen des Gehörten. Lernen ist kein additiver Zuwachs an Wissensbausteinen, die die Lernenden aufeinanderstapeln. Lernen ist ein Prozess, den jeder Lernende individuell gestaltet, denn Lernen beruht im eigenaktiven Aufbau von Erfahrungen - in Erweiterung, Ergänzung, Veränderung vorhandener Erfahrungen.
Neue Medien erfordern eine neue Lernkultur
Neue Medien verändern die unterrichtliche Lernkultur keinesfalls bereits dadurch, dass sie immer flächendeckender zur Standardausstattung von Schule gehören.
Aber: Unterricht in seiner traditionell mehr oder weniger lehrerzentrierten Ausrichtung "funktioniert" immer seltener, wenn der Computerraum und die zwei Rechner im Klassenraum auch gemäß ihren Möglichkeiten genutzt werden sollen.
Um Unterricht schülergerecht unter Bezug auf die neuen lerntheoretischen Erkenntnisse zu planen und zu realisieren bedarf es erstmal keines Computers und keines Internetanschlusses. Das haben viele Lehrerinnen und Lehrer in den letzten Jahren bewiesen, das legen die pädagogischen Begründungen und fachdidaktischen Konzepte überzeugend dar.
Aber: Sofern Computer und Internet didaktisch-methodisch zielgerichtet und an den Lernvoraussetzzungen der Schüler orientiert genutzt werden sollen, bedarf es ganz zwingend eines veränderten Verständnisses über das Lernen und die Lerninhalte, über die Rolle der Lehrenden und Lernenden im Unterricht, über die Organisation des Unterrichts.
Mit der Integration neuer Medien als Werkzeuge des Lernens wird die Illusion gleichschrittigen Lernens nun endgültig ad absurdum geführt. Neue Medien mit ihren interaktiven Potenzialen eröffnen Lernenden individuelle Wege der Informationsbeschaffung, -verarbeitung und -gestaltung.
Hinzu kommt - und das ist in unserer so genannten "Informationsgesellschaft" von besonderer Bedeutung - Informationen sind noch lange nicht Wissen, Wissen ist noch lange nicht Verstehen. Eine Tatsache, die beim Umgang mit dem Internet sträflich ignoriert wird.
Es geht heute also darum, Lernende zu befähigen Informationen zu finden, auszuwählen und zu verarbeiten, um Wissen zu generieren und Verständnis zu entwickeln.
Neben technischen Kompetenzen - über die immer mehr Schüler bereits ausreichend aus dem außerschulischen Bereich verfügen - erfordert das vor allem Kompetenzen zur selbständigen, kritischen Informationsverarbeitung.
Eigenverantwortliches Lernen mit neuen Medien setzt voraus, dass die Lernenden über Arbeitstechniken und Lernstrategien verfügen, die wiederum im Unterricht gelernt werden müssen.
Ein kompetenter Umgang mit Computer und Internet erfordert die Fähigkeit zu recherchieren, zu selektieren, zu bewerten und zu gestalten, auszuwählen, zu entscheiden, wann und wozu welche Medienangebote von Nutzen sind etc.
Methoden des Lernens sind noch offensichtlicher - als das im Unterricht ohne neue Medien zutage treten mag - damit gleichermaßen Voraussetzung, Inhalt und Ziel des Unterrichts. Der erweiterte Lernbegriff - seit langem in der Diskussion, wenn es um Ziele schulischer Bildung geht - er gewinnt beim Unterricht mit neuen Medien besonderes Gewicht.
Die Fortbildungsoffensiven der vergangenen Jahre zeigen bei weitem nicht die gewünschten Wirkungen: Eine sach- und zielgerichtete Einbeziehung neuer Medien in den Unterricht ist in der Schulrealität noch keine Selbstverständlichkeit. Intel-Schulungen und Office-Basiskurse allein reichen offensichtlich nicht aus, um Lehrerinnen und Lehrer für diese Veränderungen zu befähigen und zu öffnen.
Im Medienzentrum wollen wir dieser Situation Rechnung tragen, indem wir versuchen, die Schulen orientiert am wirklichen Schulalltag bei einer sinnvollen Integration der neuen Medien zu unterstützen. Die Ergebnisse werden nicht sensationell sein und beim "Tag der offen Tür" in den Schulen zu begeisternden Ausrufen der Eltern führen, aber vielleicht einen kleinen Mosaikstein in Richtung einer neuen Lernkultur mit neuen Medien darstellen.
Sprechen Sie uns an. Wir sind für neue Wege offen.
In Anlehnung an: D.Wilde "Regional und kollegial - Fortbildung im Netz..."